JONATHAN ESPERESTER

Esperester greift in seiner künstlerischen Praxis archetypische Themen aus Religion, Mythologie, Mystik und Literatur auf – Themen, die über den zeitgenössischen Diskurs hinausweisen und das Menschsein in seinen grundlegenden kulturellen Mustern hinterfragen. Ausgehend von der Annahme, dass alle Kultur aus der Imitation von Natur hervorgegangen ist, spürt er in seinen Werken der Essenz unserer künstlich geschaffenen Welten nach. Selbst der unfertigen Gottmaschine, unserer jungen KI, entreißt er ihre klinisch toten Pixel und interpretiert sie mit organischen Pinselstrichen neu. Dabei nutzt Esperester gezielt Künstliche Intelligenz: Das maschinelle Lernen produziert kulturelle Klischees, stereotype Repräsentationen, die er als Ausgangspunkt seiner Bildfindung begreift – vergleichbar mit dem surrealistischen Zugriff auf das Träumen.

Der Gedanke technischer Reinheit wird mit „dreckigen Farben“ übermalt, die digitalen Fehler werden in die reale Welt zurückgeholt. So entstehen bühnenhafte, psychisch aufgeladene Räume, die einer halluzinogenen Logik folgen: gebrochene Innenwelten, die zwischen Fragment und Spiegelbild changieren. Seine Werke oszillieren zwischen Stofflichkeit und Transzendenz. Wie in einem metaphysischen Dualismus wohnt der Materialität ein Geist inne, der sich in schimmernden Schleiern, in nebelhafter Textur und einem subtilen Rausch manifestiert. In dieser Ambivalenz – zwischen Körper und Entkörperung, Präsenz und Entrückung – thematisiert Esperester eine uns innewohnende Sehnsucht: die Flucht aus der greifbaren Wirklichkeit in die Tiefenschichten künstlerischer Imagination. 

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Esperester hatte bereits zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland. Seine Karriere wird von mehreren internationalen Sammlern mit großem Interesse verfolgt. 

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Text von Timon R. Böse, Kunsthistoriker – Berlin, 2025